Wir haben euch in unserem Rückblick angekündigt, dass wir uns dieses Mal mit dem Thema Baumpatenschaft bzw. Baumscheiben beschäftigen werden.
Baumscheiben sind die kleinen grünen Flächen um einen Baum herum, die man bei uns leider fast nie erkennt, weil sie durch Hundekot und Müll zweckentfremdet werden. Dabei sind diese kleinen Flächen für die Bäume in der Stadt immens wichtig, da damit die Versorgung der Wurzeln des Baumes mit Nährstoffen und Feuchtigkeit gesichert wird. Gerade zwischen dem ganzen Asphalt und Beton sind solche Baumscheiben besonders wichtig für das Überleben eines Baumes, allerdings nutzen sie wenig, wenn sie zum Beispiel mit Fahrzeugen zugestellt werden. Hierdurch verdichtet sich der Boden und die Wurzeln werden nicht mehr optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Das ist das, woran unsere Bäume in der Stadt leiden, Wassermangel, angelehnte Fahrräder, und der ätzende Urin von Hunden oder Menschen.
Ärgert euch das nicht auch, wenn ihr so etwas seht? Nicht nur, dass es ein toter Raum ist, der nicht sinnvoll genutzt wird, sondern es zeugt auch von Verfall und Verwahrlosung in unserer Umgebung. Man kann dem entgegenwirken und es ist total einfach, wenn man weiß wie.
Wie wäre es mit einer Baumpatenschaft?
Indem ihr eine Patenschaft übernehmt und die Baumscheiben pflegt und richtig bepflanzt, könnt ihr eine falsche Nutzung dieser Flächen verhindern und dafür sorgen, dass es den Stadtbäumen wieder besser geht. Denn diese werten nicht nur eine Straße auf, sie filtern auch viel Straßenstaub aus der Luft und produzieren im Gegenzug Sauerstoff für uns.
Wann ihr damit anfangen könnt, kann man beispielsweise in Hannover im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün erfragen, die auch die Patenschaften in Hannover anbieten. In Hannover kann man seit 1981, eine Baumpatenschaft übernehmen, entweder sucht man sich einen Baum aus oder bekommt einen vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün zugewiesen. Derzeit gibt es in Hannover mehr als 400 Baumpaten, die über 600 Straßenbäume betreuen.
Nicht nur der Fachbereich wird entlastet, auch die Menschen beteiligen sich durch ihr Mitwirken aktiv an der Verbesserung ihres Wohnumfeldes und tragen dazu bei, die Stadt attraktiver zu machen.
Letztendlich ist dieses Problem in jeder Stadt zu finden, und es sollte uns ein Anliegen sein unseren urbanen Raum attraktiver zu gestalten.
Auf der Plattform STADTSTATTSTRAND findet man weitere Ideen und Impulse aus anderen Städten, die zum nachahmen anregen sollen. Sie möchten gern als Inspirationsquelle und Mittler für zukünftige innovative Kooperationsformen zwischen Zivilgesellschaft, Stadtverwaltung und Politik agieren.
Ein Beispiel aus Berlin allerdings zeigt, wie wichtig es ist, die Stadt mit in die Planungen zu involvieren. Alles war toll, als Bewohner eines Kiezes in Neukölln, 2012 während eines Festivals auf die Idee kamen, ihre Baumbänke zu verschönern und die Umgebung freundlicher gestalten wollten. Dabei entstanden aus gefundenen Materialien neue Bänke, die zum Verweilen einluden, diese wurden von den Anwohnern sehr gern angenommen, genutzt und auch erweitert. Es wurde sogar geduldet. Vom hiesigen Tiefbauamt, in Kooperation mit dem Grünflächenamt, wurde eigens ein Merkblatt herausgegeben, zur korrekten Bebauung oder Bepflanzung der Baumscheiben.
Im Frühjahr 2015 wurde dann beschlossen, dass alle Bänke abgerissen werden. Die Errichtung war illegal und quasi eine Erweiterung der Geschäftsräume für Cafés. Anwohner hatten sich ebenfalls über den Lärm nachts beschwert.
Aber es muss zum Glück nicht immer so streng sein. In Hamburg hat man sich gedacht, Sitzmöglichkeiten vor dem Haus auf den breiten Gehweg, als Gartenersatz zu schaffen. Hier ist durch das Aufbrechen von Gehsteigplatten ein kleiner Garten entstanden, der aus gekauften und auch selbstgewerkelten Bänken besteht. Die Bewohner haben eine festinstallierte, ein- und ausklappbare Sitzgruppe aus bemaltem Holz sowie einige Pflanzen angebracht. Zur Strasse hin ist die Gruppe durch einen niedrigen Zaun abgegrenzt. Man merkt, dass die Möbel schon seit längerem bestehen, da das Holz durchaus Witterungsspuren trägt und auch die Pflanzen wildwuchern.
Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass die Menschen sich nach mehr Grün ihn ihrem Leben sehnen und kleine Wohlfühl-Oasen, abgesehen von den Parks, brauchen.
Uns fallen spontan ganz viele Plätze in Hannover ein, die derzeit so verkommen, die man aber im Grunde genommen sehr schön gestalten könnte. Fallen euch auch welche ein? Habt ihr vielleicht sogar ein ganz tolles Konzept? Wir freuen uns auf eure Ideen und unterstützen euch in eurem Vorhaben.